Fußgänger*innen und Radfahrer*innen
Was sind die Vorteile aktiver Mobilität?
Aktive Mobilität ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, Energie zu sparen. Sie sparen nicht nur Energie, sondern fördern durch Gehen oder Radfahren auch Ihre körperliche und geistige Gesundheit.
Viele europäische Städte sind eher für Fußgänger*innen als für Autos gebaut. Der Grund dafür ist ihr Jahrhunderte altes Alter – sie wurden zu einer Zeit gebaut, als die Menschen noch viel zu Fuß gingen. Erst in den letzten hundert Jahren sind Autos in der Stadtlandschaft aufgetaucht.
So kann man sich beispielsweise in großen Städten wie Paris und London viel besser zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen als mit dem Auto. Weitere gute Beispiele sind Amsterdam und Kopenhagen.
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Wenn mehr Menschen Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, verbessert sich die Luftqualität und die Gemeinschaft ist auf lange Sicht gesünder. Die Förderung des Gehens und Radfahrens soll dazu beitragen, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln und die Verkehrssicherheit zu erhöhen, was für jede Gemeinschaft von Vorteil sein kann.
Ein eingeschränkter Zugang für Autos und ein multimodales Transportsystem, das die Anbindung an das Schienennetz gewährleistet, sind auf lange Sicht für jede Stadt von Vorteil.
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Welchen Nutzen ziehen Städte aus dem Gehen?
Der Fußgänger*innenverkehr stellt einen wichtigen Bestandteil städtischer Netzwerke dar. Er interagiert mit anderen Verkehrsmitteln (Auto, Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel).
Fußgänger*innenfreundliche Städte bieten einige entscheidende Vorteile:
- Fördert körperliche Betätigung, was zu einem erhöhten körperlichen Aktivitätsniveau führt, was das Risiko von Fettleibigkeit, Herzkrankheiten und anderen chronischen Krankheiten verringern kann.
- Sauberere Luft: weniger Luftverschmutzung, bessere Atemwegsgesundheit für die Bewohner*innen.
- Zugang zu Annehmlichkeiten: einfacherer Zugang für die Bewohner*innen zu Annehmlichkeiten wie Geschäften, Restaurants, Parks und öffentlichen Verkehrsmitteln, was den Komfort erhöht.
- Erhaltung von Grünflächen: Vorrang für Grünflächen und Parks, was zum Erhalt der Artenvielfalt, zur Kühlung der Städte und zur allgemeinen Umweltgesundheit führt.
- Kosteneinsparungen: geringere Transportkosten für die Bewohner, einschließlich Kraftstoff-, Wartungs- und Parkkosten.
- Geringere Abhängigkeit von Autos: geringerer Bedarf an ausgedehnten Straßennetzen und Parkinfrastruktur, wodurch Platz für andere Nutzungen frei wird.
Wie beliebt ist Radfahren in Europa?
Das Fahrrad macht einen immer größeren Teil der Mobilität aus. Es ist ein gesundes, umweltfreundliches und flexibles Transportmittel, mit dem man Geld sparen und Arbeitsplätze schaffen kann. In einigen europäischen Ländern, beispielsweise in den Niederlanden und Dänemark, ist die Fahrradnutzung bereits sehr beliebt.
In puncto Sicherheit und geeigneter Fahrradinfrastruktur in der gesamten EU bleibt jedoch noch viel zu tun. Der rechtliche Rahmen für das Radfahren wird zwar auf Ebene der Mitgliedstaaten festgelegt, konkrete Maßnahmen werden jedoch vor Ort ausgearbeitet. Die EU bietet Empfehlungen zu bewährten Verfahren und finanzielle Unterstützung für den Ausbau der Infrastruktur.
Einer Eurobarometer-Umfrage zufolge gibt es eine Milliarde Fahrräder – etwa so viele wie Pkw. Allerdings gibt es zwischen den EU-Mitgliedstaaten große Unterschiede. Ein Bericht aus dem Jahr 2020 zeigt, dass zwar das Auto nach wie vor vorherrschend ist, aber 8 % der EU-Bürger*innen – vor allem in Großstädten – ein privates Fahrrad oder einen privaten Roller als wichtigstes tägliches Fortbewegungsmittel verwenden, während weitere 1 % täglich Leihfahrräder oder -roller nutzen. Am höchsten sind die Zahlen in den Niederlanden (41 %), gefolgt von Schweden (21 %). Unterdessen wird in etwa einem Drittel aller EU-Länder täglich nach wie vor wenig Rad gefahren (1–5 % der Fahrten).
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Radfahren kann auch neue Arbeitsplätze schaffen – etwa in der Fahrradherstellung und im Fahrradeinzelhandel, bei Reparaturen, beim Bau und der Instandhaltung von Infrastruktur, aber auch im Fahrradtourismus. Lastenräder sind mittlerweile allgegenwärtig. Gleichzeitig boomen Fahrradliefer- und Kurierdienste seit Beginn der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen und Gesundheitsmaßnahmen, was zu einer rasanten Entwicklung des E-Commerce führte.
Kommunen können die Fahrradnutzung fördern, indem sie:
- Förderung sozialer Unternehmen oder kleiner Geschäfte zum Verleih, zur Reparatur oder zur Aufbewahrung von Fahrrädern; Organisation von Workshops für Heimwerker*innen im Bereich Fahrradwartung (diese können durch öffentlich-private Partnerschaften organisiert werden)
- Vergabe von Zuschüssen für den Kauf des ersten Fahrrads – für Student*innen, junge Menschen, Familien oder für Schulen, Nachbarschaften
- Verbesserung der Organisation des Fahrradverkehrs, Sperrung einiger Straßen für die Wochenenden (wo nur Fußgänger*innen-/Fahrradverkehr erlaubt ist), Identifizierung und Einrichtung zusätzlicher Fahrradparkplätze zu erschwinglichen Preisen.
- Organisation von Massenveranstaltungen zur Förderung der Fahrradnutzung – Fahrrad-Geschicklichkeitswettbewerbe, thematische Paraden und Märsche, (diese können Fahrräder als Preise haben)
So gibt es beispielsweise seit 2009 mit der Bikekitchen Linz eine offene, gemeinnützige Selbsthilfewerkstatt, in der jede*r sein/ihr Fahrrad reparieren, umbauen, warten oder modifizieren kann. Die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt arbeitet ressourcenschonend, da sie fast ausschließlich vorhandene Materialien verwendet und wiederverwertet.
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Der Copenhagenize Index vergibt Punkte für die Bemühungen der Städte, das Fahrrad wieder als machbares, akzeptiertes und praktisches Verkehrsmittel zu etablieren.
Für den Index 2019 wurden über 600 Städte mit über 600.000 Einwohnern aus allen Teilen der Welt bewertet. Drei Viertel der Top-20-Städte liegen in Europa. Den ersten Platz belegt Kopenhagen mit einer Punktzahl von 90,2 %, gefolgt von Amsterdam (89,3 %), Utrecht (88,4 %), Antwerpen, Straßburg.
In nicht allzu ferner Zukunft, wenn Online-Aktivitäten physische Aktivitäten stärker ersetzen werden, wie dies während der COVID-19-Jahre möglich war, müssen sich die Städte weitgehend auf Fußgänger und umweltfreundliche motorisierte Fahrzeuge ausrichten.